Workshop Deeskalation

Am Anfang steht immer die Deeskalierung

WORKSHOP  Wie sich das Ellinger Altenheim auf Aggressionen durch Bewohner vorbereitet

WEISSENBURG  Früher kam es eher selten vor, heute muss man damit rechnen: Ärzte, Sanitäter, Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen sind immer häufiger Gewalt und Provokationen ausgesetzt. Das Altenheim St. Elisabeth in Ellingen hat sich deshalb entschlossen, den Mitarbeiter*innen eine Fortbildung in Sachen Selbstschutz und Aggressionsabwehr anzubieten. „Gerade demente Menschen können in diesem Sinne auffällig werden“, weiß Heimleiterin Anja Fiegl auf Nachfrage zu berichten. Und meinte damit verbale wie körperliche Aggressionen. Noch gäbe es keine besonderen Auffälligkeiten in ihrem Haus, „aber wir müssen damit rechnen“. Nicht zu vergessen sei auch, dass die zumeist weiblichen Pflegekräfte nach ihren Nachtschichten oft im Dunkeln auf die Straße und zu dunklen Parkplätzen müssten. Da kann es durchaus nützlich sein, diverse Abwehrmechanismen einzuüben. So geschehen vor kurzem in der Halle des FCDJK in Weissenburg.

Alexander Schmidt und Marvan Neill sind ein bestens eingespieltes Team. Sie sind nicht nur erfahrene Kampfsportler, sondern besitzen unter anderem Übungsleiterscheine zur Frauen- und Kinder-Selbstverteidigung. Als engagierte Antiaggressions-Trainer vertreten beide ein System, das sie „Defense-Art“ nennen. Deeskalation steht bei ihrem Konzept der „Selbstverteidigung“ zunächst stets im Vordergrund. Was also tun, wenn alte Menschen verbal oder gar hart und handreiflich auf Pflegekräfte einwirken? Wie sollen sich die Mitarbeiter dann verhalten? Kraftvoll und energisch dagegenhalten, sich physisch wehren?

Gut für das Gemeinschaftsgefühl

Fragen, die das Defense- Art-Team zunächst von der juristischen Seite her ausführlich erläuterte. Was ist Notwehr, was ist Nothilfe? In einem Drei-Stufen-Modell wurde zunächst theoretisch dargestellt, wie es mit den wesentlichsten Rechtsaspekten bei körperlichen Angriffen aussieht. Grundsätzlich gelte bei fast allen Aggressionen, besonnen zu bleiben, möglichst beruhigend auf die Person gegenüber einzuwirken und von der Gestik her eher auszuweichen. Das gelte auch bei einer Bedrohungslage im privaten Bereich. Erst nach dem Überblick zu Rechtsfragen standen diverse praktische Übungen – im wahrsten Sinne – auf der Matte. Selbstverteidigungs- und Abwehrübungen, wie man sie auch im alltäglichen Leben sehr gut brauchen kann. Denn Gewalt und Verrohung auf der Straße hätten eindeutig zugenommen. Alle praktischen Griff- und Fallübungen waren aufeinander abgestimmt und aufgebaut.

Am Ende der zweistündigen Fortbildung zeigten sich alle Teilnehmer`*innen vom Ablauf her sehr angetan. „Es hat total viel Spaß gemacht“, so Anja Fiegl – das hätten alle so empfunden. Auch für das Gemeinschaftsgefühl sei der Kurs ideal gewesen. Deshalb ist für das kommende Jahr ein weiterer Workshop dieser Art geplant.  ps

LESEHILFEN